Motiv, motivisch, Motivik: Ein Motiv, auch Topik genannt, ist eine sinnbildhafte Assoziation, die den Film thematisch prägt bzw. zusammenhält und auf die „Botschaft“ des Films verweist. Es kann visuellen oder auditiven Charakter haben, also aus einem bestimmten Bild, einer Geste, aus Geräuschen, einer Tonfolge oder Wörtern bestehen. Beispielsweise kann das Thema ‚Vergänglichkeit’ in einem Film durch die Motive ‚Sanduhr’, ‚verwelkte Blume’, ‚Seifenblase’, ‚Ruine’, ‚erlöschende Kerze’ etc. dargestellt werden. Tritt ein Motiv im Laufe eines Films mehrfach auf, so spricht man von einer Motivreihe. Im Film „Kirschblüten – Hanami“ von Doris Dörrie (2007) gibt es z.B. die Motivreihen ‚Vögel’ (als Sinnbild für Freiheit), ‚Schatten’ (als Metapher für Erinnerung, Vergangenheit und Tod), ‚zusammengestellte Schuhe’ (als Ausdruck von Ordnungsbedürfnis) sowie ‚festgeknotetes Taschentuch’ (als Zeichen für Orientierungslosigkeit). Ein Film kann mehrere Motive haben, die im Verlauf einer Geschichte immer wiederkehren. Nicht selten wandeln sich Motive in diesem Prozess auch und kommentieren auf diese Weise die Entwicklung der Geschichte bzw. einer Figur. Das prägende Motiv eines Films wird als Leitmotiv bezeichnet. Motive werden vorwiegend im Prozess des szenischen Schreibens eingewebt, ihre Wahrnehmung erfolgt auf unter- oder halbbewusster Ebene. Durch variierende Wiederholung eines Motivs in einer Motivreihe wird ein dichter motivischer Teppich für die Oberflächenhandlung kreiert, in dem sich das Thema manifestiert. Motive dienen damit zur Spiegelung, Vertiefung und Verinnerlichung des Themas. In der offenen Dramaturgie besitzen Motivreihen sehr große Relevanz. Sie verbinden bzw. strukturieren die Geschichte mitunter stärker als die äußere Handlung, so dass sie als subtiler Leitfaden fungieren. (DW)