Unlustige Integrationskomödie für CDU-Wählerschaft.
Originaltitel: Qu’est-ce qu’on a fait au Bon Dieu?
Alternativtitel: Monsieur Claude und seine Töchter
Produktionsland: Frankreich
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Philippe de Chauveron
Drehbuch: Philippe de Chauveron, Guy Laurent
Produktion: Romain Rojtman
Kamera: Vincent Mathias
Montage: Sandro Lavezzi
Musik: Marc Chouarain
Darsteller: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Julia Piaton, Medi Sadoun, Frédérique Bel, Frédéric Chau, Émilie Caen, Noom Diawara, Élodie Fontan
Laufzeit: 97 Minuten
Das Ehepaar Claude (Christian Clavier) und Marie Verneuil (Chantal Lauby) führt in der französischen Provinz ein beschauliches und zufriedenes Leben. Ihr ganzer Stolz sind ihre vier schönen, noch unverheirateten Töchter Ségolène (Emilie Caen), Isabelle (Frédérique Bel), Odile (Julia Piaton) und Laure (Elodie Fontan).
Als drei ihrer Töchter den Bund der Ehe schließen wollen, gerät das traditionsbewusste Familienleben der Verneuils mächtig durcheinander. Isabelle hat sich den Muslimen Rachid (Medi Sadoun) geangelt, Odile den Juden David (Ary Abittan) auserwählt und Ségolène will den Chinesen Chao (Frédéric Chau) ehelichen. Claude und Maries Hoffnungen auf eine kirchliche Hochzeit ruhen nun auf der jüngsten Tochter Laure, die gerade einen echten Katholiken kennengelernt hat – den schwarzen Charles, dessen Familie über diese Liaison auch alles andere als begeistert ist.
Quelle: Moviepilot.de
Replik:
Französische Komödien sind nicht erst seit „Ziemlich beste Freunde“ en vogue. Aber ein bisschen mit Argwohn muss man schon betrachten, wie vor allem die Programmkinos mit französischen Mittelmaßkomödien förmlich überschwemmt werden. Nur weil es aus dem filmkulturell zweifelsohne überlegenen Nachbarland kommt, heißt es nicht, dass es auch von guter Qualität ist und so muss man diesen Trend mal ganz gehörig hinterfragen. Französische Komödien finden ihr Publikum vor allem im mittelständischen vierzig bis fünfzig jährigem Publikum, also der CDU-Wählerschaft. Nur weil sich Frankreichs Komödien erwachsener und ein bisschen bildungsaffiner selbstdarstellen als Schweiger-Schweighöfer-M’barek heißt das noch lange nicht, dass die Filme auch besser sind. „Monsieur Claude und seine Töchter“ ist das beste Beispiel dafür.
Falsch verstandene Political Incorrectness
Nach Serdar Somuncu: „Jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung“, im Übertragenen bedeutet das so viel wie „Jeder Ausländer hat das Recht, dass man sich über ihn lustig macht“, weil Political Correctness eben nur kühle Distanz schafft und ein Mensch nur in der Gesellschaft angekommen ist, wenn man sich über seine Eigentümlichkeiten lustig machen darf und er selbst darüber lachen kann. Genau das ist auch der Ansatz von „Monsieur Claude und seine Töchter“, hier geht es um Political Incorrectness, hier werden Migranten konsequent durch den Kakao gezogen und dieser Ansatz ist auch völlig legitim. ABER was im Falle dieses Films eben dabei herumgekommen ist, hat keine gesellschaftspolitische Problematik, aber eben auch keine Qualität. Eine völlig unsubtile, vorhersehbare Komödie, die keine Kreativität an den Tag legt, mit Klischees nicht spielt, sondern sie blindlings serviert.
Gezielt in der Mitte der Gesellschaft
Monsieur Claude selbst ist natürlich einerseits Karikatur des rassistischen Bürgertums, das sich aber selbst gar nicht als rassistisch betrachtet und hinter bourgeoisen Idealen versteckt, andererseits wird durch ihn auch ganz gezielt die Geschichte in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt. Dass Migranten (gerade in Frankreich) nach wie vor mehr der Unterschicht angehören, thematisiert der Film so gut wie gar nicht. Ein Film, der zwischen Unter- und Oberschicht kommuniziert wäre zugegebenermaßen mit dem Autorenteam von „Monsieur Claude und seine Töchter“ ziemlich sicher noch klischeehafter geworden. So aber bleibt die Frage, ob ein Film, der Migranten als selbstverständlichen und gleichberechtigten Teil der Gesellschaft postuliert, so gut damit fährt, solche überzeichneten Schablonenfiguren anzubieten.
Umgedrehte Klischees bleiben Klischees
Der Film müsste richtigerweise „Monsieur Claude und seine Schwiegersöhne“ heißen, denn die Töchter bleiben bestenfalls schmückendes Beiwerk und haben keinerlei Profil, sind absolut austauschbare Figuren. Die Schwiegersöhne weisen klischeehafte (zu viele, um es aufzuzählen) und anti-klischeehafte Eigenschaften auf (z.B. ist Muslim Rachid ein Jurist und der Jude David ein erfolgloser Geschäftsmann), aber ein umgedrehtes Klischee ist eben immer noch ein Klischee. Jetzt muss die Frage erlaubt sein, ob ein Mittelschichtspublikum im Alter zwischen 40 und 50, für die dieser Film offensichtlich gemacht wurde, nicht doch noch viel zu weit weg von Integrationsbereitschaft ist, wenn es über die dämlichst-möglichsten und oberflächlichsten Stereotyp-Stichwort-Witze lacht. Aber so richtig böse kann man dem Film nicht sein, da vermutlich die Kinder der Zielgruppe selbst ihre ersten Beziehungen mit Kindern des Multikulturalismus eingehen. Und bei all den bescheuerten Gags macht „Monsieur Claude und seine Töchter“ immerhin unmissverständlich klar, dass Ausländer gemeinhin nette Kerle sind. Ein lobenswerter Ansatz geht in Tiraden schwach geschriebener Klischee-Witze unter. Vor „Monsieur Claude und seine Töchter“ muss sich keine deutsche Mainstream-Komödie verstecken, auch wenn sich der französische Film bürgertumsnäher gibt.
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