Eine präzise Parallelwelt: Der Stromberg-Fan lacht über sich selbst.
Originaltitel: Stromberg – Der Film
Produktionsland: Deutschland
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Arne Feldhusen
Drehbuch: Ralf Husmann
Produktion: Ralf Husmann
Kamera: Johannes Imdahl
Montage: Benjamin Ikes
Darsteller: Christoph Maria Herbst, Bjarne Mädel, Oliver Wnuk, Diana Staehly, Milena Dreißig, Laurens Walter, Maja Beckmann, Peter Rütten, Carsten Meyer, Michael Wittenborn, Jürgen Rißmann, Sinan Akkuş, Tatjana Alexander u.A.
Laufzeit: 123 Minuten
Als die Capitol Versicherung ihr 50-jähriges Firmenjubiläum feiert, wird die gesammte Belegschaft zu einem Betriebsausflug in ein Landhotel eingeladen. Doch die Feier wird vom Gerücht überschattet, dass ihre Filiale geschlossen werden soll. Die einzige Hoffnung der Belegschaft ist es, in die Firmenzentrale übernommen zu werden. Kein Wunder, dass auch Abteilungsleiter Stromberg (Christoph Maria Herbst) alle Regeln des guten Benehmens ignoriert, als das Gerangel um die wenigen Posten ausbricht. Doch auch Ernie (Bjarne Mädel) macht sich Hoffnungen auf eine Übernahme, und die beiden starten einen Kleinkrieg, der mit äußerst ungewöhnlichen Mitteln geführt wird.
Quelle: Moviepilot.de
Replik:
(ursprünglich erschienen als Post
im mittlerweile inaktiven Filmtiefen.de-Forum, 13.03.2014)
Ich habe keine Ahnung, ob dieser „Stromberg-Effekt“ nur bei mir, als Fan der Serie, stattfindet oder auch andere Menschen befällt, jedenfalls fange ich regelmäßig nach mehreren Folgen „Stromberg“ am Stück an, so zu reden wie Bernd Stromberg und bin nicht mehr in der Lage eine Banane zu essen, ohne dass ich mein Leben und meinen Werdegang in einen bescheuerten Vergleich mit der Banane (oder welchem Gegenstand auch immer, der gerade im Raum ist) artikuliere. Wer ebenso unterm Stromberger-Syndrom „leidet“, wird sich nach dem Kinogang nicht weniger infiziert fühlen, denn der Film ließe sich eigentlich in einem Satz herunterbrechen auf die alte Formel, dass sich der Kinofilm eben genauso wie die Serie anfühlt. Und das macht zwar noch keinen deutschen Komödienklassiker, aber ein insgesamt gelungenes Transformationsprojekt.
„Lass das mal den Papa machen. Der Papa macht das gut.„
Wer über Stromberg lacht, lacht über sich selbst. Stromberg funktioniert, weil hier keine fiktionalisierten dramatisch aufgeputschte Helden verfolgt werden, sondern der tragikomische kleine Mann, der immer wieder seine Höhepunkte erlebt, aber ebenso schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird. Die Capitol-Welt, die die Serie Stromberg zeigt, ist eine präzise Parallelwelt, die sehr viel von der Tristesse der Realität hat. Wer den Humor von Stromberg versteht, kann auch über seinen Alltag lachen und sich mit ihm zurecht finden. Kein Wunder also, dass „Stromberg“ im deutschen Publikum solch regen Zuspruch erhält und die benötigte Finanzspritze für das Kinoprojekt in Windeseile zusammengespendet wurde. „Stromberg – Der Film“ übernimmt die cineastischen Stützen der Serie und verbindet sie mit legitimen grammatikalischen Regeln der Kinosprache. Ein Titelsong mit Zeug zum Kulthit (geschrieben von Stefan Raab) wird genauso subtil eingebaut wie das Stromberg-Tag oder „Marvins Rakete“ als Logos mit Vermarktungspotenzial. Dass die wichtigsten Figuren der Serie noch einmal mit einem charakteristischen Auftritt eingebaut wurden, kann der Film ebenso in seinen dramaturgischen Aufbau integrieren, ohne sein Kapital, seinen authentischen Humor, für vermeintlich kinoaffinere Überdimensionierung der Handlung und Gags aufzuopfern. Wenn „Stromberg“ mit seinen kleinen finanziellen Mitteln die deutschen Kinocharts stürmt, spiegelt sich darin der antikapitalistische Wutbürger zudem sich Stromberg selbst im Film erhebt, ohne wirklich hinter seinen Idealen zu stehen. Wie man Stromberg eben kennt: Immer auf sein Vorteil bedacht und nur dann stark, wenn man ihn missversteht. Aber wer braucht schon eine starke Figur, wenn man über sie und ein bisschen auch über sich selbst lachen will?
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