Nachkriegszeit in Dänemark: Ein Zeltlagerfilm.
Originaltitel: Under sandet
Alternativtitel: Unter dem Sand, Unter dem Sand — Das Versprechen der Freiheit
Produktionsland: Dänemark
Veröffentlichungsjahr: 2015
Regie: Martin Zandvliet
Drehbuch: Martin Zandvliet
Produktion: Mikael Chr. Rieks, Malte Grunert
Kamera: Camilla Hjelm
Montage: Molly Malene Stensgaard, Per Sandholt
Darsteller: Roland Møller, Mikkel Boe Følsgaard, Louis Hofmann, Joel Basman, Leon Seidel, Emil Belton, Oskar Belton, Oskar Bökelmann
Laufzeit: 101 Minuten
Als der Zweite Weltkrieg im Mai 1945 endet, jubelt auch Dänemark. Doch unter dem Sand der dänischen Strände schlummert noch immer eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Hier haben die deutschen Truppen nämlich millionenfach Landminen vergraben, die weiterhin scharf sind. Um die westliche Küste ihres Landes wieder sicher zu machen, setzen die Dänen deutsche Jugendliche wie Sebastian Schumann (Louis Hofmann), Helmut Morbach (Joel Basman), Wilhelm Hahn (Leon Seidel) und Ludwig Haffke (Oskar Bökelmann) ein, die in Kriegsgefangenschaft geraten sind. Dass die jungen Männer keine Ausbildung in Sachen Räumungsarbeiten von Minen haben, spielt dabei keine Rolle. Sie werden von Sergeant Carl (Roland Møller) und Leutnant Ebbe (Mikkel Boe Følsgaard) trotzdem an den Strand geschickt, wo der Tod unter dem Sand lauert und jeder falsche Schritt das Ende für sie bedeuten könnte.
Quelle: moviepilot.de
Replik:
„Land Of Mine“ ist ein klassischer Oscar-Film. Ob man das jetzt als Beleidigung ansieht oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Der dänische Film, der kurioserweise ein Deutschanteil von nahezu 100% aufweist, spult trotz exotischer Episode des Zweiten Weltkriegs ein oft gesehenes dramatisches Programm mit routinierter technischer Klasse ab. Ein paar wirklich starke Momente stehen einem allzu konventionellem Rest gegenüber, der darüberhinaus nicht mehr ist (und sein will) als Geschichtspädagogik. Ein Film wie ein Zeltlager. Manchmal ziemlich hart, aber am Ende haben sich doch alle lieb und Betreuer und Jugendliche haben gleichermaßen etwas dazugelernt.
Politische Positionierung
Deutsche müssen in „Land Of Mine“ unter unwürdigen Bedingungen im befreiten Dänemark der noch jungen Nachrkiegszeit deutsche Minen aus dem Sand bergen, die man dort als Abwehr gegenüber einer dort erwarteten Invasion der Alliierten verpflanzt hat. Erstmal vorweg: Der „Skandal“, dass dieser Film sich hier auf die Seite von Nazis stellt, ist natürlich keiner. Hier werden nicht auf geschichtsverdrehende Weise Täter zu Opfern gemacht wie bei Philipp Kadelbachs Reinfall „Unsere Mütter, Unsere Väter„, sondern man zeigt ganz richtig einfach das leidige Schicksal junger deutscher Soldaten im Anschluss an den Zweiten Weltkrieg. Dass alle deutschen Soldaten im ganzen Film kein einziges Mal nationalsozialistisches Gedankengut in den Mund nehmen, ist dabei natürlich eine manipulative Reduktion, um es sich mit der Empathisierung der Figuren leichter zu tun. Es macht den Film, aber nicht ideologisch fragwürdig. Diese deutschen Jugendlichen waren in dieser kaum bekannten Episode der Weltkriegsgeschichte nunmal Opfer, also dürfen sie auch als solche gezeigt werden.
Licht- und Schattenschauspiel
Schauspielerisch ist „Land Of Mine“ immer dann gut, wenn auch das Drehbuch gut ist und immer dann schlecht, wenn das Drehbuch schlecht ist. Leider leidet der Film darunter vor allem in der zweiten Hälfte. Die anfängliche Milieu-Beobachtung ist interessant. Auch der Feldwebel Rasmussen ist in seiner Uneindeutigkeit am Anfang noch spannend. Dann zerfällt der Film aber in Kriegsfilm-Klischees. Die psychologische Entwicklung des Feldwebels, die sich von der Unschuld der Jugendlichen aufweichen lässt, ist vorhersehbar und trägt zu der Hollywood-Formelhaftigkeit des Films bei. Die Szenen in denen ein ganz besonders fieser Däne schön dafür sorgt, dass es den Deutschen ja schlecht geht und sich der gutherzige Feldwebel Rasmussen dann daran reibt, sind schlecht. Das mag es in der Geschichte alles gegeben haben, aber dann muss man es anders zeigen. Man muss sich dem mittlerweile-fest-als-Klischee Etabliertem dann von einer anderen Seite annähern. Gut ist der Film immer dann, wenn er ruhig der Gruppe beobachtend beiwohnen darf. Lobend hervorzuheben ist auch das Spiel der Schauspieldebütanten Emil und Oskar Belton. Es hat eine natürliche Jugendlichkeit, die bemerkenswert glaubwürdig ist.
Der Krieg ist nicht vorbei
Was will uns „Land Of Mine“ sagen? Leider nicht viel. Es geht im Kern natürlich darum, dass Deutsche auch Menschen sind und auch (in diesem Fall sogar als Unschuldige) in diesem Krieg leiden mussten. Das wissen wir ja nun schon. Er bietet darüberhinaus ein Paradox, dass ein Krieg, der gerade vorbei ist, sich weiterhin fortsetzt. Die Gesellschaft ist immer noch in einer Kriegslogik begriffen. Und in dem Verhalten der dänischen Militärs sehen wir, wie uns der Film mehr als deutlich machen will, das vorherige Verhalten der Nazis gespiegelt. So weit, so okay. Ein Film, der von der Entschärfung von Landminen handelt, hätte sich aber mehr mit einer haptischer Erzählung beschäftigen müssen. Versuchen müssen, das Entschärfen einer Mine audiovisuell zu durchdringen. Die Bilder von „Land Of Mine“ sind hingegen glatt und wenig gewagt. Sie sind nicht schlecht, aber nichts Besonderes. Eine allzu klassische erzählerische Struktur ist dem Film wichtiger, als dem unverbrauchten Thema eine Form zu verleihen, die es bräuchte, um wirklich spürbar zu werden. Gerade aufgrund seiner stilistischen Konventionalität meint man diesen Film bereits zu kennen. Und in den meisten Momenten hat man damit auch recht.
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