Stehen und Fallen mit dem Twist.
Originaltitel: The Sixth Sense
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1999
Regie: M. Night Shyamalan
Drehbuch: M. Night Shyamalan
Produktion: Kathleen Kennedy, Frank Marshall, Barry Mendel, Sam Mercer
Kamera: Tak Fujimoto
Montage: Andrew Mondshein
Musik: James Newton Howard
Darsteller: Bruce Willis, Haley Joel Osment, Toni Collette, Olivia Williams, Mischa Barton, Donnie Wahlberg, Trevor Morgan, Bruce Norris, Greg Wood, Angelica Torn
Laufzeit: 107 Minuten
Als der erfolgreiche Psychologe Dr. Crowe (Bruce Willis) nach einer Feier mit seiner Frau (Olivia Williams) nach Hause kommt, lauert dort sein ehemaliger Patient Vincent (Donnie Wahlberg). Er schießt erst auf Crowe und begeht dann Selbstmord. Ein Jahr später: The Sixth Sense zeigt, wie es in der Ehe der Crowes kriselt und sie kaum noch miteinander sprechen. Nun soll Crowe auch noch den neunjährigen Cole (Haley Joel Osment) behandeln, der eine angsteinflößende Gabe hat: Er kann die Seelen von verstorbenen sehen, die nach ihrem Tod auf der Erde gefangen sind. Seine Eltern und seine Umwelt vermuten in dem verstörten Jungen eine psychische Störung und so beginnt schließlich Crowe die Therapie des Jungen. Nach und nach gewinnt Crowe sein Vertrauen und findet heraus, was den Jungen so einschüchtert. Doch sein Geheimnis lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Quelle: Moviepilot.de
Replik:
(ursprünglich erschienen als Post
im mittlerweile inaktiven Filmtiefen.de-Forum, 26.07.2014)
Wie durch ein Wunder wurde ich 21 Jahre, verbrachte von diesen einen Großteil in der Welt der Cinephilie und schaffte es trotzdem, mir nie das Ende von „The Sixth Sense“ spoilern zu lassen, der den Ruf genießt, den vielleicht besten Storytwist aller Zeiten zu haben. Jetzt schaute ich den Film präventiv, denn ich wusste, dass ich es kaum noch ein paar Jahre mehr aushalten würde, ohne das Ende irgendwoher verraten zu lassen. Ich konnte diesen Blockbuster also (noch) vollkommen unvoreingenommen konsumieren. Übrigens auch mein allererster Film von M. Night Shyamalan und angeblich ja auch sein bester. Das wollen wir nicht hoffen, denn „The Sixth Sense“ ist schon nicht mehr als belangloses und unglückliches Popcorn-Kino.
Um den Twist gewickelt
Im Gegensatz zu anderen twistfokussierten Werken merkt man „The Sixth Sense“ schon bei der allerersten Sichtung an, wie unbeholfen die Story eigentlich um die „überraschende“ Wendung herumgewickelt ist. Das fängt mit den ersten Minuten des Films an, die zunächst einmal ihr Ziel verfehlen, Empathie für den Protagonisten und seine Ehefrau aufzubauen — was wichtig gewesen wäre, um den finalen Twist zumindest emotional funktionieren zu lassen — und darüberhinaus so abgehackt von der Resthandlung sind, dass man den späteren Rückgriff auf die Anfangsminuten fünfhundert Kilometer gegen den Wind riecht. Auch rein erzähllogisch bleiben am Ende ein paar Fragen offen, aber das sei dem Film mal großzügig verziehen.
Immerhin beschäftigt sich „The Sixth Sense“ mit einem sehr aktuellen Thema und verwandelt es in den Antrieb eines Horrorfilms: In Zeiten, in der psychologische Betreuung von kleiner Kinder immer weiter zunimmt und hinter jeder charakterlichen Eigentümlichkeit des Kinds eine Krankheit erkannt werden will, ist es interessant zu sehen, wie Shyamalan eine transzendentale Gruselgeschichte auf diesem gesellschaftlichen Kommentar fußen lässt. Leider formuliert er diese Prämisse zu einem überirdischen sechsten Sinn aus, anstatt den Film eine weitere Deutungsebene zu schenken, die nämlich dass Malcom Crowe nur eine (kranke) Fantasie des kleinen Coles sein könnte.
Unfreiwilige Komik
Der Spannungsaufbau arbeitet zwar mit schön altmodischem Situationsgrusel, aber es wäre rückblickend doch um einiges subtiler gewesen, die Dead People überhaupt nicht zu zeigen. So hat „The Sixth Sense“ einige Szenen zu bieten, die die unfreiwillige Komik streifen und in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise viel ihrer ehemaligen Strahlkraft einbüßen werden. Sauer aufstoßen tut an dem Film auch eine völlig unnötige, unglaubwürdige Substory, die von einem ermordeten Mädchen handelt und kaum Bezug zur Haupthandlung hat.
M. Night Shyamalans kommerziell erfolgreichster Film bietet einen interessanten, wenn auch nicht wirklich guten Story-Twist und rechtfertigt damit einigermaßen seinen Ruf als Must-See-Blockbuster. Darüberhinaus bietet der Film aber auch fatale Schwächen, die ihn zu einem sehr unbefriedigendem Erlebnis abrutschen lässt.
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